Alexander Henn, Kristapurāṇa. Zur Problematik frühmodern-christlicher Übersetzung in Indien
Im 17. Jahrhundert begannen jesuitische Missionare mit der Übersetzung christlicher Inhalte in indische Sprachen. Besonders berühmt wurden Texte, die sich stilistisch eng an Vorlagen populärer Hindu-Literatur hielten, wie die Kristapurāṇa genannte Bibelübersetzung des Engländers Thomas Stephens. Zur gleichen Zeit betrieb das portugiesisch-christliche Kolonialregime indessen auch die Zerstörung hinduistischer Tempel und Bücher. Der Vortrag befasst sich insbesondere mit diesen scheinbaren Widersprüchen. In welchem Verhältnis standen Übersetzung und Konversion? Wie lassen sich hermeneutisches Interesse und ikonoklastische Gewalt vereinbaren? Auf welchen Prinzipien basierte Übersetzung in der frühmodernen europäisch-indischen Begegnung?
Professor Alexander Henn ist Associate Professor für Religionswissenschaft an der School of Historical, Philosophical and Religious Studies der Arizona State University in Phoenix, Arizona. Seine Forschungsinteressen richten sich u.a. auf das Phänomen der kulturellen und religiösen Begegnung und den Synkretismus von Hinduismus und Katholizismus, insbesondere mit Bezug auf Goa, Kolonialismus und Post-Kolonialismus und Ritual. Seine Monographie “Hindu-Catholic Encounters in Goa. Religion, Colonialism and Modernity” erschien 2014 bei der University of Indiana Press. Er ist Autor zahlreicher Buchkapitel und Zeitschriftenaufsätze zu den genannten und weiteren Themen; sein Dokumentarfilm „Staying Awake for God. Introducing the Jagor” entstand im Jahr 2010 und zeigt das von Hindus und Christen gemeinsam gefeierte Jagor-Ritual.